Vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) – Innovatives Fassadensystem für moderne Architektur

Vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) – Innovatives Fassadensystem für moderne Architektur

In der modernen Architektur gehören vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF) heute zu den erfolgreichsten Fassadensystemen. Neben ihrer funktionalen Sicherheit werden besonders die vielfältigen gestalterischen Möglichkeiten von Architekt:innen geschätzt. Doch was genau ist eine VHF? – Als VHF bezeichnet man eine mehrschichtige Außenwandkonstruktion mit einer nichttragenden Fassadenverkleidung außen, die mit Abstand vor der tragenden Wand montiert ist. Zwischen der Bekleidung und der tragenden Schicht befindet sich ein Hinterlüftungsraum, der eine ständige Luftzirkulation ermöglicht. Die äußere Bekleidung (auch Außenhaut genannt) bildet dabei die Wetterschutzschicht und wehrt Schlagregen sowie direkte Feuchtigkeitseinträge zuverlässig ab. Hinter der Luftschicht folgt eine durchgehende Dämmebene zur Wärmedämmung, und diese wird von einer Unterkonstruktion an der tragenden Wand getragen. Dieses Schichtprinzip – Außenhaut, Luftschicht, Dämmung, Unterkonstruktion – trennt konstruktiv Witterungsschutz und Wärmeschutz und ist der Schlüssel für die hervorragenden bauphysikalischen Eigenschaften der VHF.

Systemaufbau einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade:
Systemaufbau einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade:
Systemaufbau einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade:
Außen eine robuste Bekleidung, dahinter ein Luftspalt (blau) zur Hinterlüftung, gefolgt von der Dämmschicht (gelb) und der tragenden Wand (grau). Die Pfeile verdeutlichen die Luftzirkulation im Hinterlüftungsraum.

Architektonische Gestaltungsmöglichkeiten

Architektonische Gestaltungsmöglichkeiten

Über die technischen Vorteile hinaus bietet die vorgehängte hinterlüftete Fassade herausragende gestalterische Freiheiten. Eine VHF ermöglicht eine vielfältige Palette an Fassadenmaterialien, die individuell auf den Charakter und die Architektursprache eines Gebäudes abgestimmt werden können. Als Fassadenverkleidung außen kommen z.B. Platten aus Hochdruck-Schichtstoff (HPL), Metallbleche (Aluminium, Titanzink, Kupfer), Faserzementplatten, Keramik, Naturstein, Holz und sogar Glas oder Photovoltaik-Module in Frage. Diese Vielfalt an Werkstoffen und Oberflächen eröffnet unzählige Designoptionen – von glatten großformatigen Platten in klarer Geometrie bis hin zu kleinteiligen Schindeln oder profilierter Bekleidung. Materialien können kombiniert werden, um abwechslungsreiche Strukturen zu schaffen. Auch die Art der Befestigung lässt sich gestalterisch nutzen: Sichtbar angebrachte Schrauben oder Nieten können als Designelemente wirken, während verdeckte Befestigungen für ein homogenes Erscheinungsbild sorgen. So gelingt es, den Ausdruck der Fassade präzise an die architektonische Idee anzupassen – vom historischen Bestand bis zur avantgardistischen Neubau-Fassade.

Universitätsbibliothek Marburg
vorgehängte hinterlüftete Fassade
Universitätsbibliothek Marburg

Die Faserzementtafeln ziehen sich nahtlos von der Außenfassade in den Innenraum und schaffen eine harmonische Verbindung zwischen Architektur und Interieur. Ergänzt wird das Konzept durch großzügige Glasflächen, die Transparenz und Offenheit betonen.

Projekt: Universitätsbibliothek Marburg
Fotografie: Brigida González

Die VHF eignet sich für alle Gebäudetypen und -größen, im Neubau ebenso wie bei der Sanierung bestehender Bauten. Selbst Hochhäuser und komplexe Geometrien lassen sich mit ihr verkleiden, da das System flexibel an die Bauform anpassbar ist. Für Architekt:innen bedeutet dies maximale Entwurfsfreiheit: Ob farbige Akzentfelder, natürliche Holzoberflächen, gläserne Fassadenelemente oder eine dezente, monochrome Fassade in Grau – nahezu jede moderne Fassadengestaltung ist umsetzbar. Besonders Fassaden aus Faserzementplatten sind beliebt, da sie eine klare, zeitgemäße Optik bieten. Häufig wird hier ein eleganter Grauton gewählt, um eine zeitlose Ästhetik zu erzielen. Die VHF erlaubt es, gestalterische Visionen mit hohen technischen Anforderungen zu vereinen und verleiht jedem Projekt eine individuelle, anspruchsvolle Außenwirkung.

Witterungsschutz und Feuchtemanagement

Witterungsschutz und Feuchtemanagement

Ein zentrales Merkmal der VHF ist ihr hervorragender Schutz vor Witterungseinflüssen und Feuchteschäden. Die Außenhaut der Fassade bildet eine erste Barriere gegen Regen, Schnee, Wind und Sonneneinstrahlung. Da diese Bekleidung nicht direkt auf der Wand aufliegt, sondern mit Hinterlüftung montiert wird, entsteht eine zweistufige Abdichtung gegen Schlagregen. Feuchtigkeit, die beispielsweise durch offene Fugen oder Diffusion hinter die Verkleidung gelangt, trifft auf den Luftspalt, wo sie nicht weiter nach innen wandern kann – kapillare Wasserwanderung wird unterbrochen. Gleichzeitig gewährleistet die permanente Hinterlüftung eine Austrocknung eingedrungener Feuchte: Bau- oder Nutzungsfeuchtigkeit wird durch den Luftstrom zuverlässig nach außen abgeleitet. Selbst nach starkem Schlagregen oder in feuchten Witterungsphasen trocknet die Außenwand hinter der VHF in kurzer Zeit vollständig ab. Damit bleibt die Konstruktion trocken und Schäden durch Feuchtigkeit oder Schimmelbildung werden langfristig vermieden.

Durch den von innen nach außen abnehmenden Dampfdiffusionswiderstand der Schichten kann Wasserdampf aus dem Innenraum ungehindert nach außen diffundieren. Tauwasserbildung wird so weitgehend verhindert bzw. nach außen verlagert. Die Dämmung behält dadurch ihre Funktion und es entsteht ein angenehmes, gesundes Innenraumklima ohne Feuchtestau. Insgesamt gilt die vorgehängte hinterlüftete Fassade als äußerst witterungsresistent und feuchtesicher – ein System, das Gebäudehüllen aktiv vor Witterungseinflüssen schützt und ihre Bausubstanz trocken hält.

Wärmedämmung und Energieeffizienz

Wärmedämmung und Energieeffizienz

Die VHF ermöglicht eine hocheffiziente Wärmedämmung der Außenwand. Da die Dämmschicht im System unabhängig von der Wetterschutzschicht angebracht ist, kann jede gewünschte Dämmstoffdicke eingesetzt werden. Von den Anforderungen eines EnEV-konformen Niedrigenergiehauses bis hin zum Passivhaus-Standard lassen sich alle energetischen Ziele problemlos erreichen – U-Werte deutlich unter den zulässigen Grenzwerten sind machbar. Systembedingt können Architekt:innen den Dämmstoff frei bemessen, ohne konstruktive Einschränkungen: Der Einbau sehr dicker Dämmpakete ist möglich, da die Unterkonstruktion flexibel angepasst wird. Dadurch bietet die VHF auch bei der energetischen Sanierung einen großen Vorteil – ein Bestandsgebäude kann mit ausreichender Außendämmung versehen und so auf ein modernes Energieniveau gebracht werden, ohne dass innen Raum verloren geht.

Ein weiterer Vorzug ist die hervorragende Funktion der Dämmung im realen Betrieb. Da der Dämmstoff durch die Hinterlüftung trocken gehalten wird, bleibt sein Wärmedurchlasswiderstand langfristig hoch. Feuchte Dämmung verliert bekanntlich stark an Dämmwirkung – dieses Risiko ist bei der hinterlüfteten Bauweise praktisch ausgeschlossen, da eindringende Feuchte sofort abtrocknet und Tauwasser gar nicht erst in der Dämmschicht verbleibt. Zudem schirmt die vorgesetzte Bekleidung die Dämmung vor Auskühlung durch nächtliche Abstrahlung ab, was Tauwasseransatz reduziert. Die Folge: Wärmebrücken und Energieverluste werden auf ein Minimum beschränkt, und die gedämmte Wand kann ihre volle Wirkung entfalten.

Auch im Sommer zahlt sich das System aus. Die VHF beugt einer Überhitzung der Innenräume vor, indem die hinterlüftete Schicht einen Teil der Sonneneinstrahlung ableitet und die aufgeheizte Luft hinter der Fassade nach oben abführt. Das Gebäude bleibt im Inneren länger kühl. Insgesamt leistet die VHF somit einen wesentlichen Beitrag zur Energieeffizienz eines Baus – im Winter werden Heizwärmeverluste stark reduziert, im Sommer werden Kühlleistungen eingespart. Für anspruchsvolle Energie- und Klimakonzepten in der Architektur ist die vorgehängte hinterlüftete Fassade daher ein wichtiges Werkzeug, um wärmetechnische Qualität und Komfort zu vereinen.

Nachhaltigkeit und Langlebigkeit

Nachhaltigkeit und Langlebigkeit

Neben Ästhetik und Technik spielt heute die Nachhaltigkeit von Bauweisen eine zentrale Rolle. Die Vorgehängte Hinterlüftete Fassade überzeugt auch in dieser Hinsicht als dauerhaftes und ressourcenschonendes Fassadensystem. Dank der robusten Materialien der Außenbekleidung (viele sind frostbeständig, korrosionsfest und UV-stabil) und der trockenen Bauweise besitzen VHF-Konstruktionen eine sehr lange Lebensdauer – oft deutlich über 50 Jahre. Zugleich ist der Wartungs- und Instandhaltungsaufwand gering, da es keine putzgebundene Oberfläche gibt, die regelmäßig erneuert werden muss. Diese Langlebigkeit und die geringen Folgekosten machen das System auch wirtschaftlich attraktiv über den Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg.


Ein weiterer nachhaltiger Aspekt ist die Wiederverwendbarkeit und Recyclingfähigkeit der Systemkomponenten. Die VHF wird trocken und mechanisch montiert (Schrauben, Nieten, Konsolen etc.), was bedeutet, dass man die Bauteile am Ende der Nutzungsdauer einzeln demontieren kann. Die Unterkonstruktion, Dämmung und Fassadenplatten lassen sich sortenrein trennen und beispielsweise bei einer Modernisierung austauschen, ohne die gesamte Fassade abreißen zu müssen. Viele Teile können wiederverwendet werden – sei es direkt an einem anderen Gebäude oder nach stofflicher Verwertung als Sekundärrohstoff. Die VHF funktioniert quasi wie ein Baukastensystem, das einen geordneten Rückbau ermöglicht und dadurch im Sinne der Kreislaufwirtschaft vorbildlich ist.

Auch ökologisch punktet das System: Durch die erhebliche Energieeinsparung im Gebäudebetrieb (Heizenergieeinsparung und Klimatisierungsreduktion) und die Möglichkeit, nachhaltige Materialien (z.B. Holzfaserdämmstoffe, recyclingfähige Metalle) einzusetzen, trägt die VHF zu einer positiven Ökobilanz bei.

EQUITONE Faserzementtafeln sind zudem Cradle to Cradle Certified® in Bronze. Dieses international anerkannte Zertifikat bewertet die Nachhaltigkeit eines Produkts in mehreren Kategorien – darunter Materialgesundheit, Kreislauffähigkeit, erneuerbare Energien, Wassermanagement und soziale Verantwortung. Bronze bedeutet, dass EQUITONE bereits hohe Standards erfüllt und aktiv daran arbeitet, die Materialien und Prozesse noch konsequenter im Sinne der Kreislaufwirtschaft weiterzuentwickeln. Für Architekt:innen bietet dies die Sicherheit, mit EQUITONE auf geprüfte, zukunftsfähige Materialien zu setzen, die sowohl gestalterisch als auch ökologisch überzeugen.

Technische Leistungsmerkmale: Brandschutz, Schallschutz und mehr

Technische Leistungsmerkmale: Brandschutz, Schallschutz und mehr

Neben Wetter- und Wärmeschutz erfüllt die vorgehängte hinterlüftete Fassade auch höchste technische Anforderungen in anderen Disziplinen. Brandschutz kann durch geeignete Materialwahl problemlos gewährleistet werden – alle Komponenten (Bekleidung, Dämmung, Unterkonstruktion) lassen sich so auswählen, dass sie den gesetzlichen Brandschutzvorschriften entsprechen. Besonders sinnvoll ist es, auch bei der Fassadenbekleidung auf nicht brennbare Materialien zu setzen. Faserzementtafeln sind nach DIN EN 13501-1 in die Klasse A2-s1, d0 eingestuft und gelten damit als nicht brennbar. Nichtbrennbare Dämmstoffe (z.B. Mineralwolle) sind üblich und Metallunterkonstruktionen sorgen dafür, dass die Fassade im Brandfall sicher ist. Zusätzliche Brandsperren im Hinterlüftungsraum (z.B. bei hohen Gebäuden in Geschosshöhe) verhindern eine unkontrollierte Brandausbreitung hinter der Fassade. Somit lassen sich auch Hochhäuser oder Sonderbauten mit VHF bedenkenlos ausstatten.

Auch beim Schallschutz bietet die VHF Vorteile:

Auch beim Schallschutz bietet die VHF Vorteile:
Auch beim Schallschutz bietet die VHF Vorteile:

Durch den mehrschichtigen Aufbau mit dämmender Schicht und Vorsatzschale kann das Schalldämmmaß der Außenwand deutlich verbessert werden. Je nach Aufbau (Dämmstärke, Masse der Bekleidung, Fugenanteil) sind Verbesserungen der Luftschalldämmung um bis zu ≈ 10–14 dB möglich. Das bedeutet spürbar weniger Lärm im Gebäudeinneren – ein Plus für den akustischen Komfort, besonders an lauten Standorten. Zudem können in den Luftzwischenraum Akustik-Elemente (z.B. schalldämpfende Schichten) integriert werden, falls erforderlich.

Relevanz im modernen Fassadenbau

Relevanz im modernen Fassadenbau
Relevanz im modernen Fassadenbau

Angesichts der genannten Vorteile verwundert es nicht, dass vorgehängte hinterlüftete Fassaden im modernen Fassadenbau eine führende Rolle spielen. Sie verbinden Designqualität, technische Präzision und Nachhaltigkeit auf einzigartige Weise und erfüllen damit genau jene Kriterien, die bei zeitgenössischen Bauprojekten im Fokus stehen. Viele Architekturschaffende schwören auf die VHF als energetisch wirksame und gestalterisch flexible Gebäudehülle. Gestalterisch, technisch und wirtschaftlich herausragende Projekte mit VHF werden seit Jahren sogar mit einem eigenen Deutschen Fassadenpreis ausgezeichnet – ein Beleg dafür, welchen Stellenwert dieses System in der Architekturpraxis erlangt hat.

Die VHF kommt heute in zahlreichen Anwendungsbereichen zum Einsatz. Wohnbauten, Büro- und Gewerbebauten sowie öffentliche Gebäude profitieren gleichermaßen von ihren Stärken. Im Neubau ermöglicht sie hochmoderne Fassadenbilder und das Einhalten strengster Energievorgaben; bei der Bestandssanierung bietet sie eine effiziente Methode, alte Gebäude sowohl optisch als auch bauphysikalisch auf den neuesten Stand zu bringen. Gerade wenn es darum geht, eine in die Jahre gekommene Fassade zu sanieren, spielen VHF-Systeme ihre Vorteile aus: Ohne die bestehende Bausubstanz massiv zu beeinträchtigen, kann vor die alte Wand eine neue, gedämmte und optisch ansprechende Hülle gehängt werden.

Zusammenfassend ist die vorgehängte hinterlüftete Fassade aus der zeitgenössischen Architektur nicht mehr wegzudenken. Sie vereint ästhetische Flexibilität mit bauphysikalischer Verlässlichkeit und nachhaltiger Performance. Ob ein Architekturbüro eine moderne Fassadengestaltung in klarer Formsprache anstrebt, ein anspruchsvoller Passivhaus-Standard erreicht werden soll oder ein historisches Gebäude behutsam zu sanieren ist – die VHF bietet für all diese Anforderungen eine innovative Lösung. Für Architekt:innen mit hohem Anspruch an Design, Technik und Umweltverträglichkeit erweist sich dieses Fassadensystem als inspirierende Plattform, um kreative Ideen in langlebige, zukunftsweisende Bauwerke zu übertragen. Die vorgehängte hinterlüftete Fassade steht damit sinnbildlich für das gelungene Zusammenspiel von Form und Funktion im Dienst anspruchsvoller Architekturprojekte.

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